Microsoft Vista to silence IBM ViaVoice, Nuance
Der Inquirer sieht die Zukunft von Dragon und ViaVoice in dunklen Tönen. Die Integration von Spracherkennung in Windows ist er habe denselben Effekt wie der Internet Explorer ihn damals auf Netscape gehabt habe - Anwender werden nicht etwa das bessere Produkt auswählen, weil sie die Wahl zischen zwei Produkten haben, sondern sie werden gar nicht wählen und stattdessen das Produkt nehmen, das bereits auf Ihrem Rechner installiert ist.
Gleichzeitig fragt er, wie so IBM die Entwicklung von IBM ViaVoice praktisch eingestellt hat und damit zum Beispiel der Linux-Gemeinde Spracherkennung grundsätzlich vor enthält, wieso die Entwicklung bei Microsoft wesentlich zielstrebiger vor sich zu gehen scheint als bei Nuance, wieso Nuance sich nicht auf alternative Betriebssysteme konzentriert- um im bilde zu bleiben, schlägt er Nuance damit eine Art Mozilla-Rolle vor, also ein alternatives, besseres Produkt für mehr Plattformen, welches die Nische besetzt, die der Platzhirsch nicht bedienen kann oder will.
Die Reaktion von Nuance sieht allerdings, wie der Artikel berichtet, eher aus wie die Reaktion, die man ansonsten vom Platzhirsch erwarten würde: das Produkt sei überlegen, enthalte juristische und medizinische Wortschätze, welche der Konkurrenz fehlten, sei erhältlich für mehrere Sprachen... abgesehen davon, dass auch die Spracherkennung im Windows Vista in mehreren Sprachen erhältlich sein wird (deutsch ist eine von ihnen), mag es ja vielleicht sein, dass Ärzte und Juristen eine spezialisierte Anwendung verwenden werden. Genauso wird in Firmen ein Dokumenten-Management eingesetzt, aber der Heimanwender benutzt einfach den Windows Explorer (wenn er denn überhaupt so weit denkt).
IBM, früher der Pionier für Spracherkennung, hat bereits vor 10 Jahren ein Betriebssystem entwickelt, welches sich über Sprache steuern ließ. Dies ist aber komplett untergegangen. Eine Linux-Distribution von IBM ViaVoice ist ebenfalls seit längerer Zeit nicht mehr erhältlich (auch wenn einige Linux-Freunde immer mal wieder darauf hinweisen). Auch hier zitiert der Artikel nur ausweichende Stellungnahmen von IBM.
Der Hinweis auf diesen Artikel kommt aus einem Blog eines Microsoft-Entwicklers - immerhin. Dem darf man natürlich unterstellen, dass er sein eigenes Produkt besser findet als die der Konkurrenz. Ist ja auch sein gutes Recht. Umso mehr rechnen wir ihm an, dass er noch auf einige andere Punkte hinweist, die Dragon NaturallySpeaking im Moment Windows ist er voraus hat. So liegt Dragon NaturallySpeaking der Spracherkennung ein Headset bei (wobei ein Headset dieser Qualität nun wirklich kein Vorteil ist :-) Schon wesentlich interessanter sind die Makro-Fähigkeiten von Dragon NaturallySpeaking. Allerdings, wie man nicht ohne Grund anmerkt, liefert Microsoft ein SdK an Entwickler kostenlos aus, wohingegen das von Nuance richtig teuer ist, und auch OEM-Hersteller werden sich nicht nehmen lassen, ihren Computern demnächst Headsets beizulegen, gegen vielleicht sogar besser sind als die in einer Schachtel mit Dragon NaturallySpeaking (was ja, wie gesagt, auch nicht weiter schwer ist).
Meine Meinung: ich fürchte, sie haben recht. Nuance wird sich etwas ausdenken müssen, um das Produkt entsprechend zu positionieren. Das Schlimmste, was natürlich passieren kann, ist das die Microsoft Spracherkennung beim durchschnittlichen Benutzer dieselben Ergebnisse liefert wie in jener Produktdemonstrationen, und das Spracherkennung damit mal wieder für die nächsten Jahre von der Agenda verschwindet. Und es soll keiner glauben, dass Nuance dann sagen kann: "nehmt Dragon NaturallySpeaking, es funktioniert im Gegensatz zu Windows Vista". Die Leute werden immer nur sagen, dass Spracherkennung erwiesenermaßen eben nicht funktioniert.
Wie ich darauf komme? Fünf Jahre Telefon.
(diktiert mit Dragon NaturallySpeaking 9)
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