Am vergangenen Donnerstag stellte Olympus erstmals die beiden neuen Diktiermikrofone DR-2000 und DR-1000 dem Fachhandel vor. Ich war dabei und fand beide Geräte auf den ersten Blick recht überzeugend. Das Design ist einfach gehalten, die Verarbeitung ist gut, die Funktionen zielen v.a. auf das Phonodiktat, sind aber auch mit Spracherkennung einsetzbar. Die Abhängigkeit vom derzeitigen Platzhirschen, dem Philips SpeechMike, sind natürlich unübersehbar - im Design orientiert sich das DR-2000 wesentlich stärker am SpeechMike als das Grundig Digta ProMic, dem letzten - und nicht sehr erfolgreichen - Herausforderer von Philips.
Aber im Einzelnen:
Die beiden vorgestellte Mikrophone unterscheiden sich sowohl in der Funktionalität als auch im Design und im Preis. Das DR-2000, das noch Ende Februar in den Handel kommen soll, besitzt einen sehr gut verarbeiteten Schiebeschalter, wie er vielen Diktanten bereits vom Diktiergerät DS 4000 bekannt ist. Mit diesen Schiebeschalter können die üblichen Funktionen eines Diktiergerät, beziehungsweise in diesem Falle eines sich Diktiergerät, aufgeführt werden: Aufnahme, Stopp, abspielen und kurzes zurückspulen. außerdem hat das Gerät noch eine Taste zum Start eines neuen Diktats, eine Taste zum Vorspulen, eine Taste zum Zurückspulen sowie drei frei programmierbare Tasten, davon eine auf der Rückseite. Das DR-2000 wird mit der DSS Player Pro-Software ausgeliefert und gehört zur Olympus Pro Line. Der empfohlene Verkaufspreis liegt bei 299 EUR netto.
Das DR-1000 besitzt demgegenüber insgesamt neun Tasten, das von einer auf der Rückseite, und einen Trackball, mit dem die Maus gesteuert werden kann. Die Tastenbelegung entspricht ebenfalls den von einem Diktiergerät gewohnten Funktionen: neues Diktat, abspielen, Stopp, zurückspulen, vorspulen. Rechts und links vom Trackball befinden sich zwei Maustasten, eine frei programmierbare Tasten auf der Vorderseite und eine frei programmierbare Tasten auf der Rückseite ergänzen das Gerät. Das DR 1000 wird mit der DSS Player-Software ausgeliefert und gehört zur Olympus Consumer Line. Mit der Auslieferung ist im März oder April zu rechnen. Der empfohlene Verkaufspreis liegt bei 299 brutto.
Beiden Geräten gemeinsam ist ein hochwertiges Mikrophon, das einen Frequenzgang bis zu 15.000 Hz abbilden sollen (doppelt soviel wie bei anderen Mikrophonen), sowie ein Lautsprecher auf der Rückseite des Geräts. Um ein Diktat abzuhören, hält man sich das Mikrophon wie einen Telefonhörer ans Ohr. Im Gegensatz zu dem Philips SpeechMike berührt man beim Abhören am Ohr dann nicht irgendwelche Funktionstasten; außerdem kann man auch Diktate abhören, ohne die Kollegen im Büro zu stören. Eine gute Idee!
Beide Geräte liegen recht gut in der Hand und sind komfortabel zu bedienen. Es soll sie auch ohne die DSS Player-Software geben, dann allerdings nur für Integratoren, z. B. in Verbindung mit einer Spracherkennung. Hier stehen aber noch keine Preise fest.
Jetzt die wirklich interessante Frage: wie schneiden das DR 1000 und DR 2000 im Vergleich zum Philips SpeechMike ab?
Diese Frage lässt sich leider noch nicht so einfach beantworten. Eine Spracherkennungsoftware war auf keinem der Testrechner installiert, so dass zur tatsächlichen Qualität in diesem Bereich noch keine Aussagen möglich sind. Was die Bedienung angeht, Scheiben auf den ersten Blick zu sein, darf die beiden Olympus-Mikrophone gegenüber dem Philips-Mikrophonen technisch eingeschränkt sind, weil die keine vollständige Programmierung der Tasten vorsehen. Mit einem kleinen Trick ist es allerdings möglich, jede Taste (aber nicht den Schiebeschalter) nach Wunsch zu belegen.
Der Trackball des DR 1000 reagiert sehr feinfühlig, erlaubt aber genaues Arbeiten. Die Maustasten rechts und links sind ergonomisch angebracht, auch wenn man zum klicken natürlich den Daumen vom Trackball nehmen muss. Auf jeden Fall ist die Lösung besser als die von Grundig, wo die Maustasten auf der Rückseite liegen, so dass man den Trackball beim Klicken immer vom Ziel wegbewegt. Durch die freie Programmieren Möglichkeit der Tasten eignet sich das DR 1000 auch sehr gut zur Steuerung des Rechners, mit und ohne Spracherkennung, sowie der Basissteuerung von Dragon NaturallySpeaking. Vorausgesetzt, dass das Mikrophon eine akzeptable Erkennungsleistung liefert, sind hier sicherlich in nächster Zeit integrative Lösungen zu erwarten.
Auch das DR 2000 lässt sich mit Spracherkennung einsetzen, über die frei programmierbaren Tasten kann das Mikrophon eingeschaltet und ausgeschaltet werden das Einsatzgebiet für dieses Mikrophon ist allerdings vor allem das Phonodiktat. Dies ergibt sich natürlich aus dem Schiebeschalter, der die Funktionen eines Diktiergeräts abbildet, sowie aus der Tatsache, dass eine Spracherkennungsoftware sich technisch bedingt nicht mit einem Schiebeschalter steuern ist. (Die Möglichkeit oder Unmöglichkeit der Steuerung habe ich während der Präsentation mit einem Scansoft-Techniker ausführlich diskutiert; möglicherweise gibt es da doch bald eine Lösung.)
Grundsätzlich ist das DR 2000 weniger flexibel sowohl als das DR 1000 als auch das entsprechende Philips SpeechMike Classic. Positiv ausgedrückt kann man natürlich auch sagen, es ist auf das Wesentliche reduziert.
Olympus möchte mit diesen Geräten seine Produktpalette im Bereich digitales Diktat abrunden, in der ja bisher noch die Möglichkeit zum stationären Diktieren fehlte, und natürlich auch dem wichtigsten Anbieter von Diktiermikrophon, Philips, Marktanteile abnehmen. Über den Preis dürfte das auf jeden Fall gelingen - die Olympus-Geräte bieten eine vergleichbare Leistung wie das Philips SpeechMike Exec Pro Dictate, aber für 150 EUR weniger. Das Philips SpeechMike ist dafür flexibler. Welches Gerät einem in der Handhabung hinterher wirklich am besten zusagt, entscheidet sich natürlich, wenn man das Gerät in der Hand hat. Olympus punktet mit einem wirklich hervorragenden Schiebeschalter, einer im ganzen sehr hochwertigen Verarbeitung und einigen Zusatzmerkmalen wie kompletter Symmetrie und akustischen Meldungen, die das Gerät für Linkshänder, Blinde und Sehbehinderte attraktiv machen sollen.
Wer die Flexibilität des SpeechMike nicht braucht, wird mit dem Olympus DR 1000 oder 2000 zu einem günstigeren Preis gut bedient sein. Ob das Preis-Leistung-Verhältnis allerdings ausreicht, um Philips nennenswerte Marktanteile abzunehmen, muss sich erst noch zeigen. Abgesehen davon bieten die Olympus-Diktiergeräte auch die Möglichkeit, sie als Diktiermikrophone zu verwenden, was die beiden Olympus-Geräte, vor allem das DR 2000, vollends in die Nische für Spezialanwendungen schiebt. Wenn die Geräte tatsächlich erhältlich sind, werde ich alle drei Mikrophone von Grundig, Philips und Olympus noch einmal in den Praxistest nehmen und hier vor allem die Spracherkennungs-Funktionen untersuchen. Die Integration in ein System ohne Spracherkennung ist ja bei allen kein Problem - hier sollte man sich an der Diktat-Verwaltungssoftware orientieren.
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