22 Dezember 2011

Nuance will Vlingo übernehmen

Wie heute bei Heise und in einer Nuance-Pressemitteilung zu lesen ist, bereitet Nuance die Übernahme des Spezialisten für mobile Spracherkennung, Vlingo, vor. Vlingo bietet einen Siri-ähnlichen sprachgestützten Assistenten für verschiedene mobile Geräte, z.B. BlackBerry, Androiden und Windows-gestützte Handys an.

Nuance-Technologie ist ja schon in Siri enthalten, wenn dies auch nicht an die große Glocke gehängt wird. Mit der angekündigten Übernahme wird Nuance versuchen, auch auf Smartphones seine marktbeherrschende Stellung zurückzuerobern bzw. auszubauen (je nachdem, aus welchem Blickwinkel man die aktuellen Technologien sieht).

Die Pressemitteilung ist da ganz eindeutig: nachdem in den letzten Monaten die Nachfrage nach Sprachsteuerung sprunghaft gestiegen ist (Hallo Siri!), sieht man einen Markt in der Größenordnung von 5 Milliarden $ für die Sprachsteuerung von Smartphones, Tablet PCs, Musik-Abspielgeräten, Navigationssystem usw. Die bewährte Strategie von Nuance ist, Anbieter von solchen Technologien aufzukaufen und die Technologie entweder in eigene Produkte einzubauen oder die Produkte gleich mit zu übernehmen.

5 Milliarden $ finde ich allerdings schon eine Hausnummer. Nuance geht offensichtlich davon aus, dass jetzt endlich die soziale Akzeptanz da ist, mobile Geräte, Computer usw. per Sprache zu steuern. Auch hier war Apple wieder Vorreiter.

Eigentlich merkwürdig, dass trotz hartnäckiger Bemühungen Spracherkennung und Sprachsteuerung am PC seit vielen Jahren ein Nischendasein fristet. Hat Nuance nicht laut genug verbreitet, welche Möglichkeiten Dragon NaturallySpeaking schon seit langem bietet, ist die Firma einfach nicht cool genug, oder liegt es am Ende doch an der Qualität des Produktes? Wir erinnern uns an die Reklamen von vor 12 Jahren, als die 1. Spracherkennungssysteme für Privatkunden auf den Markt kamen mit der Versprechungen, man könne ab sofort Tastatur und Maus verbrennen. Davon sind wir immer noch weit entfernt (und das wird auch so bleiben). Seitdem hat die Spracherkennung am Computer ein massives Imageproblem, und das völlig ohne Not: Dragon NaturallySpeaking kann den Computer komplett ohne Handy steuern, und auch die seit Windows Vista ins Betriebssystem eingebaute Spracherkennung hat in dieser Beziehung Maßstäbe gesetzt, die nur leider am Publikum völlig vorbeigegangen sind.

Und das sogar bei Anwendern, die eine Sprachsteuerung bitter nötig hätten. Vor ein paar Wochen habe ich noch mit einem Dragon NaturallySpeaking-Händler telefoniert, der Körperbehinderte ausstattet und berichtet, dass ein Großteil seiner Kunden sich weigert, den Computer per Sprachbefehl zu steuern, obwohl es viel einfacher für sie wäre…

Wenn Siri, Majel oder wer auch immer hier etwas bewirken, ist schon eine Menge erreicht.

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